Ein Leitfaden für achtsame und kluge Entscheidungen für Eltern, während der Schwangerschaft, Geburt und darüber hinaus. Die Schwangerschaft und die ersten Jahre als Eltern ist eine aufregende und transformative Zeit. Während dieser Phase stehen Eltern aber oft vor zahlreichen Entscheidungen, die nicht nur ihr eigenes Wohlbefinden, sondern auch das ihrer Babys beeinflussen. Oftmals werden Eltern jedoch mit schnellen Entscheidungen konfrontiert, die zu Unsicherheit und Zweifel führen können. In diesem Blogbeitrag möchte ich die Vranni-Fragen vorstellen, ein leistungsstarkes Werkzeug, das Eltern hilft, achtsame und kluge Entscheidungen bei medizinischen Angelegenheiten zu treffen, sei es während der Schwangerschaft, der Geburt oder danach.

Warum ist es entscheidend, die Vranni-Fragen zu stellen?

In meiner Arbeit als Elternberaterin habe ich immer wieder erlebt, wie Eltern mit den emotionalen Herausforderungen umgehen, die mit schnellen Entscheidungen während der Geburt oder bei medizinischen Angelegenheiten für ihr Kind verbunden sind. Sei es in der Schwangerschaft , bei/nach der Geburt und auch danach. Ich muss auch ehrlich sein, auch ich war eine Person, die aufgrund meiner eigenen Erfahrungen, medizinische Entscheidungen gerne nicht entschieden habe. Es war eine Überforderung da, sowie die Angst vor den Konsequenzen. Auch jetzt habe ich viele Mütter die bei mir Schwangerschaftsaufarbeitungen machen und ich verstehe sehr gut wie sie sich fühlen. Gefühle wie überrumpelt sein, Hilflos, Überfordert, Ängstlich,… sind da und gehen nicht von alleine weg. Deshalb gebe ich jeden (werdenden) Eltern die Vranni-Fragen mit. Eigentlich etwas, was ich meine, dass GynikologInnen machen sollten, sobald eine Schwangere zu ihnen kommt, aber das ist eine andere Sache. Die Vranni-Fragen bieten einen klaren Leitfaden, um solche Unsicherheiten zu minimieren und eine bewusste Entscheidungsfindung zu fördern. Außerdem hilft, die Auseinandersetzung mit diesen Fragen, Eltern, besser mit den getroffenen Entscheidungen umzugehen, unabhängig vom Ausgang.

V – Vorteile: Was sind die Vorteile für mich und das/die Baby(s)?
Die erste Frage dient dazu, die positiven Auswirkungen der vorgeschlagenen Vorgehensweise herauszufinden. Um auch abwiegen zu können für wem die Vorteile mehr ins Gewicht fallen.

R – Risiken: Was sind die Risiken für mich/Babys?
Die zweite Frage ist von entscheidender Bedeutung, da sie Eltern dazu ermutigt, sich über mögliche Risiken im Klaren zu sein. Hier kann man dann schon abwiegen. Wie sind die Statistiken? Zum Beispiel: Ich verspüre keinen Schmerz durch die Vollnarkose, aber das Risiko, dass mein Kind nach der Geburt intensivmedizinisch betreut wird steigt um xx%. Eltern können dann überlegen ob die Intervention das Risiko Wert ist.

A – Alternativen: Gibt es Alternativen, und warum sind sie besser/schlechter? Für wen?
Die dritte Frage fördert eine kritische Betrachtung von Alternativen. Eltern aber auch das Medizinische Personal werden ermutigt, verschiedene Optionen zu erkunden und deren Vor- und Nachteile abzuwägen, um die am besten geeignete Entscheidung zu treffen. Oft denkt man im ersten Moment gar nicht darüber nach, ob und welche Alternativen es gibt.

N – Nichtstun: Was wäre, wenn man nichts täte?
Die vierte Frage eröffnet die Möglichkeit, die Konsequenzen des Nichtstuns zu überdenken. Diese Perspektive ermöglicht es Eltern, abzuwägen, ob und warum eine Intervention erforderlich ist. Ein gutes Beispiel ist die Einleitung. Oft wird bereits bei 40+3 eingeleitet, aber wenn es keine medizinische Notwendigkeit gibt, kann man aber 10 bis 14 Tage abwarten. (Oft stimmt auch einfach nur der errechnete Termin nicht!)

N – Notwendigkeit: Muss das, was getan werden muss, nun getan werden? Oder kann man warten?
Die fünfte Frage ermutigt zur zeitlichen Abwägung von Entscheidungen. Manchmal ist es sinnvoll, zu warten und weitere Informationen zu sammeln, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird. Anderes muss aber sofort gemacht werden, weil je länger man abwartet, desto höher und weittragender sind die Folgen.

I – Intuition: Was sagt meine Intuition?
Die letzte Frage erinnert daran, auf die innere Stimme zu hören. Die Intuition kann eine wertvolle Quelle für Selbstvertrauen und Gewissheit sein. Eigentlich haben Frauen ein gutes Bauchgefühl wie es ihnen und dem Baby geht, was sie schaffen können und was nicht, wenn sie gelassen werden und reflektiert und informiert sind.

Fazit:
Die Vranni-Fragen bieten einen umfassenden Ansatz für eine achtsame und kluge Entscheidungsfindung, es reduziert auch automatisch, das Tempo. Tempo ist gerade bei Entscheidungen negativ zu sehen, weil Fehler passieren und das coping danach ein Problem schafft. Immerhin ist es nicht leicht für sich selbst medizinische Entscheidungen zu treffen und noch viel schwerer wenn das Schicksal beziehungsweise die Gesundheit eines Menschens in unserer Hand liegt. Indem sie sich bewusst mit den Vranni-Fragen auseinandersetzen, legen Eltern den Grundstein für eine fundierte und selbst bestimmte Elternschaft.

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