Es ist an der Zeit, dass sich jemand für Kinder einsetzt und Fehlverhalten von Eltern aufzeigt!

Heute ist etwas passiert, das mich zutiefst erschüttert hat. Es mir mit aller Klarheit gezeigt, dass ich keine Wahl mehr habe: Ich muss meine Stimme öffentlich für Kinder erheben. Auch wenn es für viele unangenehm ist.
Nicht nur offline sondern auch online!

Was war das aber für ein Erlebnis welches mich so aus der Fassung gebracht hat, fragst du dich?

Ich war heute im Supermarkt. Ein kleines Mädchen, etwa zwei Jahre alt, saß im Einkaufswagen vor mir. Sie sagte „Mamam“, sie wollte eindeutig essen. Immer wieder sagte sie. „Mamam, mamam.“ Zog Dinge aus dem Einkaufswagen. Es war eindeutig kein Betteln nach Süßigkeiten oder was auch immer sondern wirklicher Hunger. Auch von der Uhrzeit her passt es genau. Sie versucht mit unterschiedlichen Mitteln  ihren Eltern verstehen zu geben dass sie Hunger hat.

Die Mutter sagte nur: „Nein.“ Der Vater, einige Meter entfernt, reichte schließlich ein Sackerl zur Dame an der Kasse mit einem Donut. (Wir kommentieren das Essen jetzt nicht!)

Als das Kind merkte, dass der Donut noch weiter entfernt war, weinte es bitterlich. Es wurde lauter, verzweifelter. „Mam mam.“ Weinte und rief sie.Das triggerte den Vater so, dass er den Donut nahm und ihn seiner Tochter in den Mund stopfte und ihn komplett zermatschte und mit scharfem Ton sagte:“ Jetzt halte endlich deinen Mund.“
Das war brutal, ohne Kontakt, ohne Empathie einfach nur aggressiv und übergriffig. 
Es war einfach ein grobes Fehlverhalten von ihm.

Als ich das sah, war ich schockiert und ich sah auch den Ausdruck im Gesicht der Kassiererin. Sie war genauso geschockt und sah rasch weg. 
Ich war fassungslos. 

„Ich stopfe dir den Mund, wenn du dich ausdrücken willst.“

Was das Kind in diesem Moment lernt, ist fatal. Und es ist kein Einzelfall, sondern Alltag für viele:

„Wenn ich Hunger habe oder mich mitteilen will, hört mich niemand. Ich werde ignoriert. Und wenn ich nicht aufhöre, wird mir der Mund gestopft, damit ich endlich ruhig bin. Mein Vater wird wütend, wenn ich Bedürfnisse zeige. Also sage ich lieber nichts mehr.“

Das ist keine Übertreibung. Das ist die innere Realität des Kindes.

Und neurobiologisch bedeutet das:

  • Frühe emotionale Frustration ohne Co-Regulation kann die Entwicklung des autonomen Nervensystems stören (vgl. Polyvagal-Theorie, Porges).

  • Wiederholte Missachtung von Bedürfnissen schwächt das Vertrauen in die Welt und in sich selbst.

  • Der präfrontale Kortex (Sitz von Emotionsregulation und Impulskontrolle) kann sich nicht gesund entwickeln, wenn dauerhafter Stress und Angst dominieren (vgl. Schore, Perry, van der Kolk).

Ich stand da und zitterte.

Ich überlegte: Soll ich etwas sagen? Was, wenn er mich beschimpft? Oder sogar körperlich angeht? Mir war klar dieser Mensch hat seine negativen Emotionen sowie auch sein Verhalten im Bezug auf Stress absolut nicht im Griff. Hier diskutieren wir auch nicht warum das so ist. Natürlich hat das seine Gründe, trotzdem darf man solch ein Verhalten niemals entschuldigen, denn dieser Mann braucht professionelle Hilfe, da er seinem Kind durch sein Verhalten schadet. –No excuses!

Ich überlegte also. Soll ich was sagen oder nicht, ich war hin und hergerissen. Und dann wurde mir klar:

Ich kann mich schützen. Aber dieses Kind lebt täglich in dieser nachteiligen Umgebung!

Also habe ich gewartet, bis er bezahlt hatte, und gesagt:

„Einem Kind so Essen in den Mund zu stopfen ist nicht normal.“

Mehr brauchte es nicht. Der Mann wurde sofort laut. Schimpfte. Ich solle mich um meinen eigenen Kram kümmern.

Ich sagte:

„Nein, sicher nicht. Irgendjemand muss sich für dieses Kind einsetzen.“

Er schimpfte weiter ich will das gar nicht wiederholen.
Feuer gefangen setze ich noch eins drauf und sagte in den Raum hinein:

„Mir tut dieses Kind wirklich sehr leid.“

Und dann spürte ich wie meine Hände zitterten. Mir wurde meine Körperreaktion bewusst. Was war das fragte ich mich als ich meinen Einkauf in meine Taschen einpackte. War es Angst? Wut? Stress? Vielleicht alles zusammen. 

Ich sprach die Dame an der Kasse an und sagte: „Unfassbar solch ein verhalten von einem Vater und die Mutter hat nicht mal etwas gesagt oder getan!“
Sie antwortete: „Ja das war unmöglich, aber toll, dass Sie etwas gesagt haben.“

Ich sagte: „Ich hatte keine Wahl. Irgendjemand muss sich für dieses Kind einsetzen.“

Ich bin hier, um die Sprache der Kinder zu übersetzen.

Dieser Moment hat etwas in mir verändert oder besser mir wurde etwas klar:

Ich bin hier, um für die Rechte von Kindern und Ungeborenen zu sprechen. Ich bin hier, um Übersetzerin zu sein für ihre emotionalen, körperlichen und seelischen Bedürfnisse. Ich bin hier, um zu sagen: „Ich sehe dich, kleines Wesen. Und ich nehme dich ernst. Ich trete für dich ein! Du bist nicht alleine!“

Das fühlt sich so gut an und dafür begebe ich mich gerne in Gefahr selbst Schaden zu nehmen. Im schlimmsten Fall wäre er handgreiflich geworden und ich hätte dann die Polizei gerufen. 

Aber wenn Kinder Tag für Tag durch Ignoranz, Übergriff, emotionale Kälte oder Spott etc. lernen: „Ich bin nicht willkommen. Ich darf nichts brauchen. Ich mache die Großen nur wütend. Ich bin eine Last. etc.“ dann hat das Lebenslange Konsequenzen. 

Und damit verlieren wir als Gesellschaft genau das, was unsere Welt retten könnte: Einfühlungsfähige, sichere, glückliche, freie, gesunde und soziale Menschen.

Jede Handlung zählt.

Ich glaube zutiefst daran, dass jede Handlung, auch wenn sie klein erscheint, eine Wirkung hat. Vielleicht ändert dieser Vater sich nicht (sofort). Aber vielleicht denkt die Mutter nach. Vielleicht bleibt im Bruder(den hatte ich erst später gesehen) ein Gefühl zurück. Vielleicht hat das Mädchen wargenommen, dass eine fremde Frau ihre Not gesehen hat. Dass jemand gesagt hat: „Stopp.“

Vielleicht war ich nur ein Flüstern im Sturm. Aber Flüstern kann Samen setzen.

Und deshalb werde ich nicht mehr schweigen.

Wenn wir anders mit Kindern umgehen, wird sich die Zukunft ändern. Wenn Kinder sicher, willkommen, gehört und geachtet aufwachsen, dann können wir auch Konflikte reduzieren. Sie werden in Beziehung treten. Mit sich. Mit anderen. Mit der Welt und das in Harmonie.

Ich werde darüber sprechen. Ich werde aufklären. Emotional und wissenschaftlich fundiert. Ich werde keine Angst mehr haben vor dem Wort „Mom/Dad shaming“, denn es ist kein Shaming, wenn wir darüber aufklären was das Fehlverhalten von Eltern für negative Konsequenzen hat!
Es ist Kinderschutz.

Und ich verspreche: Ich werde da sein. Für die Kinder, die gerade nicht gehört werden. Für das kleine Mädchen im Supermarkt. Für mein eigenes inneres Kind. Für meine Kinder. Für meine KlientInnen denen Dinge wie dem Mädchen im Supermarkt passiert sind.
Für unsere gemeinsame Zukunft.

 

Fachliche Perspektive – was hier passiert ist

Ein ca. 2-jähriges Kind zeigt:

  • Hunger (es bittet verbal und nonverbal um Nahrung – mit „mamam“)

  • Selbstwirksamkeit (zeigt auf Chips, etc. kommuniziert deutlich)

  • emotionale Not (Wiederholung, Lautstärke, vermutlich ein dysregulierter Zustand).

Und die Eltern? Reagieren nicht feinfühlig. Statt auf das Bedürfnis einzugehen, wird:

  • das Kind ignoriert oder beschwichtigt, shhh gesagt

  • seine Kommunikation nicht ernst genommen,

  • „nachgeben“ mit dem Donut der aber nicht liebvoll überreicht wird. Mit Worten wie.“Du hast hunger. Du hast lange gewartet hier hast du …“ 

Das ist kein Einzelfall, sondern symbolisch für etwas Größeres:
Unsere Gesellschaft hat verlernt, Kinder als vollwertige Menschen zu sehen.

Was hier (neurobiologisch) passiert ist

Das Mädchen hat:

  • ein Grundbedürfnis geäußert (Hunger)

  • sich nicht gehört und nicht gesehen gefühlt,

  • durch Weinen versucht, mehr Regulation zu erhalten, bzw. hofft das Bedürfnis erfüllt zu bekommen.

  • und wurde stattdessen mit einem gewaltvollen Akt „zum Schweigen gebracht“.

Das „Stopfen“ des Donuts ist symbolisch für eine Kultur, in der Kinder funktionieren sollen, nicht gefühlt werden dürfen, noch immer körperlich und emotional misshandelt werden.

Was für manche wie „normale Erziehung oder bissl harter Umgang“ aussieht, ist für das Kind möglicherweise der Moment, in dem sein Körper entscheidet:

👉 „Ich bin nicht sicher.“
👉 „Ich werde nicht gehört.“
👉 „Ich bin machtlos.“
👉 „Ich bin nicht gut genug.“
👉 „Ich schaffe es weder selbst mein Grundbedürfnis zu stillen noch schaffe ich es dass meine Eltern dies tun.“

Genau hier entstehen die Wunden.

Bindung ist kein Luxus.
Feinfühligkeit ist kein Extra.
Regulation durch liebevolle Erwachsene ist ein Grundrecht.

Verhalten von Eltern kann das Nervensystem dauerhaft schädigen.
Studien zeigen:
Frühe dysregulierende Erfahrungen – besonders unter Stress, ohne Co-Regulation – beeinträchtigen die Entwicklung von:

  • Präfrontalem Kortex (Impulskontrolle, Emotionssteuerung),

  • Autonomem Nervensystem (Regulation von Stress, Sicherheit),

  • Bindungsfähigkeit (Fähigkeit, gesunde Beziehungen einzugehen).

(vgl. Allan Schore, Bruce Perry, Bessel van der Kolk)

Gewalt beginnt nicht erst bei Schlägen.
Sie beginnt, wenn wir nicht mehr fühlen, was unser Kind fühlt.

Was es braucht

Elternbildung!
Viele Eltern wissen es schlicht nicht besser weil sie es selbst nie erfahren haben.
Elternschaft ist keine Selbstverständlichkeit. Sie braucht unter anderem:

🧠 Wissen
💓 Geduld
🪞Selbstreflexion
🫂 Co-Regulation

Aber:
Seine Unfähigkeit am Kind auszulassen geht gar nicht.
Dem muss Einhalt geboten werden.

Denn:

Kinder brauchen Schutz.
Immer. Ohne Ausnahme.

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