Einleitung
In meiner Arbeit mit StudentInnen habe ich nicht nur Wissen vermittelt. Ich habe mit ihnen gemeinsam Fragen gestellt, die mich selbst, KollegInnen und mein berufliches Umfeld seit Jahren beschäftigen.
Eine davon besonders oft:

Warum reicht Wissen oft nciht aus um Verhalten zu verändern?

Wir leben in einer Zeit, in der uns Studien, Daten und Fakten rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Wir wissen, was Kinder brauchen. Wir wissen, was schadet. Wir wissen was unserer Gesundheit definitiv schadet. Und doch sehe ich immer wieder: Viele Menschen machen einfach weiter wie bisher – oder leugnen die Erkenntnisse. Selbst Fachpersonen.

Einige Beispiele, die mich immer wieder sprachlos machen:

1. Die „Cry-it-out“-Methode:
Babys werden ins Gitterbett gelegt, die Tür wird geschlossen, das Licht ausgeschaltet. Das Baby weint sich in den Schlaf. Zahlreiche Studien zeigen die negativen kurz- und langfristigen Folgen für das Nervensystem, das Bindungsverhalten und die Stressverarbeitung. Und trotzdem – ja, sogar einige Psychotherapeut:innen und Psycholog:innen empfehlen diese Methode trotzdem weiter. Oder wenden sie sogar selbst an.

2. Rauchen:
Dass Rauchen schädlich ist, weiß heute jeder. Und trotzdem greifen Millionen Menschen weiter zur Zigarette. Ob aus Gewohnheit, Sucht oder Ignoranz – es ändert nichts an den Fakten.

3. Alkohol – auch in der Schwangerschaft:
Dass Alkohol dem Gehirn schadet, besonders dem ungeborenen, ist längst bekannt. Und trotzdem trinken Schwangere „nur ein Gläschen“. Alkohol ist gesellschaftlich akzeptiert, verharmlost und teilweise sogar verteidigt.

Und das sind nur drei Beispiele. Ich könnte viele weitere nennen.

Aktuell hat die OECD eine neue Studie veröffentlicht:
Leben im digitalen Zeitalter frür Kinder.

Darin wird erneut darauf hingewiesen, wie sehr Kinder durch digitale Inhalte gefährdet sind – durch exzessiven Medienkonsum, durch In-App-Käufe, durch Datenmissbrauch, durch Suchtverhalten und psychische Überlastung. Die OECD fordert einen ambitionierten Schutz und mehr Bildung für Eltern und Fachpersonen.

Und wieder stelle ich mir die Frage: Wie viele Zahlen, Daten und Fakten braucht es noch?

Es ist doch längst offensichtlich. Eltern wissen es. ExpertInnen sagen es schon länger. Medien berichten darüber. Und trotzdem wird es ignoriert. Verharmlost. Relativiert. Mit Sätzen wie:

  • „Ich brauch halt auch mal eine Pause als Mama.“

  • „Es ist so praktisch, wenn ich mein 1-jähriges Kind mal kurz vor den Fernseher setze um in den Keller zu gehen“

  • „Wenn das Kind aufs Handy schaut, kann ich in Ruhe einkaufen gehen.“

Ich kenne diese Argumente. Ich verstehe, dass Eltern überlastet sind. Aber es geht hier um mehr. Es geht um langfristige Folgen. Um die Gesundheit und Entwicklung der Kinder. Und diese Kinder müssen mit den Entscheidungen leben, die Eltern für sie treffen – oft gegen ihre Bedürfnisse.
Und die Kinder und wir als Gesellschaft dürfen dann dafür bezahlen. Immer mehr Kinder mit Adhs und andere Verhaltensauffälligkeiten häufen sich zum Beispiel schon im Kindergarten!

Und wenn man das offen anspricht, wird man angegriffen. „Du machst anderen ein schlechtes Gewissen.“ – Aber ich möchte nicht mehr schweigen. Denn zu oft schweigen Menschen, die für Kinder einstehen müssten. Ich werde nicht mehr nur zusehen, wie Kinder durch erwachsene Bequemlichkeit, Unwissenheit oder Gleichgültigkeit belastet werden.

Kinder brauchen keine perfekten Eltern. Aber sie brauchen Menschen, die hinschauen. Die Verantwortung übernehmen. Und die nicht wegsehen, wenn das Kind leidet, weil der Bildschirm praktischer ist als Beziehung oder als Digitaler Schnullerersatz herhalten muss.

Ich hoffe, dieser Artikel ist ein Impuls. Ein Aufwachen und ein Aufruf, wieder mehr hinzufühlen, hinzusehen und sich für die einzusetzen die das nicht für sich machen können. Und vor allem: mehr für Kinder zu tun. Nicht irgendwann. Jetzt!

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