Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland hat eine Debatte entfacht, die weit über politische Grenzen hinausgeht. Während einige die Entscheidung begrüßen und die damit verbundenen wirtschaftlichen, gesundheitlichen und sozialen Vorteile sehen, bleiben andere skeptisch und weisen auf potenzielle Risiken und Nebenwirkungen hin. Diese kritische Betrachtung der Cannabis-Legalisierung beleuchtet die verschiedenen Aspekte dieses komplexen Themas und hinterfragt die Grundlagen der Entscheidungsfindung. Denn während der Ansatz der Legalisierung für manche wie ein Schritt in Richtung Fortschritt und Freiheit erscheinen mag, gibt es Bedenken bezüglich der Gesundheitsauswirkungen, des Jugendkonsums und der langfristigen sozialen Folgen. Darüber hinaus kann man Wissen erlangen, das in den meisten Diskussionen und Artikeln online nicht zu finden ist, aber dennoch für die Entscheidungsfindung wichtig sein könnte.
Seit dem 1. April ist der Besitz, Konsum und Erwerb von Cannabis in Deutschland ab 18 Jahren legal, zumindest in gewissen Mengen. So mancher feiert die Legalisierung, und das Thema kommt immer wieder auf. In Österreich, sowohl in der Schule als auch an der Universität, haben wir es immer wieder diskutiert. Doch jetzt, da ich über ein umfangreiches Wissen über die Psyche verfüge, sehe ich die Dinge doch anders als früher.
Mir stellt sich jetzt eher die Frage, wie PolitikerInnen sowie die Bevölkerung Entscheidungen treffen können, ohne die gesamte Tragweite wirklich zu kennen. Dieses Vorgehen erscheint mir unbedacht und eigentlich fahrlässig.
Mehr Steuern
Es ist praktisch, wenn man etwas legalisiert und dadurch Steuern einnimmt. Allerdings sollten diese Einnahmen zweckgebunden sein, für Prävention, Aufklärung und Suchtprogramme. Alles andere stellt einfach eine unfassbare Belastung für die Allgemeinheit dar. Abgesehen davon, dass dieses Argument zum 🙄 ist.
Wie kam es zum Gesetz?
Die Deutschen haben das Gesetz auf Basis von Expertenmeinungen in Anhörungen beschlossen. Die Frage ist nur: Wer sind diese ExpertInnen? Schaut man auf die Seite des Drogenbeauftragten, lassen sich keine wirklichen Namen finden von Menschen, die wirklich mit dem Thema fachlich interdisziplinär vertraut sind. Entweder hat man nicht wirklich auf die richtigen ExpertInnen gehört, oder deren Meinung ignoriert, anders lässt sich das Ergebnis nicht wirklich erklären.
Warum wurde es legalisiert? Die Gründe der Grünen
In Deutschland warben die Grünen für die Legalisierung mit Gründen wie der Eindämmung des Schwarzmarktes. Doch braucht man diesen nicht, wenn niemand oder nur wenige Cannabis kaufen. Auch sprachen sie von einer humanen und gesundheitsorientierten Drogenpolitik. Was auch immer das bedeuten mag? Ich sehe eigentlich keinen Zusammenhang, da Cannabis nicht dazu dient, die Gesundheit zu verbessern. Die Tatsache, dass das Cannabis, welches verkauft wird, schädlicher ist als „legales“, ist irrelevant. Denn selbst wenn das legalisierte Cannabis von höherer Qualität wäre, ändert dies nichts an den potenziellen Gesundheitsrisiken, die mit dem Konsum von Cannabis verbunden sind. Zum besseren Verständnis will ich ein Beispiel geben. Quecksilber wurde in Fieberthermometer verboten weil es gesundheitsschädlich ist. Wenn Quecksilber nun illegal verwendet werden würde, ändert sich dadurch nichts an seiner Toxizität und den damit verbundenen Gesundheitsrisiken. Selbst wenn das Gesetzt wieder rückgängig gemacht werden würde und Quecksilber von höherer Reinheit wäre, würde dies nicht bedeuten, dass es sicher oder gesundheitsfördernd ist. In ähnlicher Weise bleibt Cannabis, unabhängig von seiner Legalität, eine Substanz mit potenziellen Gesundheitsrisiken, die sorgfältig berücksichtigt werden müssen.
Zitat: „Der Konsum von Cannabis ist seit Jahrzehnten eine gesellschaftliche Realität. Das Ziel, Menschen vom Konsum von Cannabis abzubringen, wurde zu keinem Zeitpunkt erreicht.“ Tja, und dann fragt man sich, warum sich die PolitikerInnen nicht lieber daran gemacht haben, die Menschen vom Konsum abzubringen? Es ist natürlich einfacher, Gesetze aufzuweichen, denn so kann man Probleme schnell auch aus dem Weg räumen und an die Fahne heften. Die Konsequenzen müssen sie ja nicht tragen, denn wer weiß, ob sie überhaupt 2025 noch in der Regierung sind, geschweige denn in 10 Jahren, wenn die heute 18-jährigen Kinder bekommen (laut Statistik liegt das Durchschnittsalter bei etwa 29,9 Jahren für ein Kind).
Was man über Cannabis wissen sollte – Hard Facts
Cannabis für medizinische Zwecke möchte ich hier nicht ansprechen, das ist eine andere Sache. Es geht rein um den privaten Konsum:
- Cannabis kann Depressionen und Psychosen verursachen.
- Cannabis macht dumm: Gedächtnisprobleme, Koordinationsschwierigkeiten und veränderte Stimmung.
- Es ist ebenfalls bedenklich, wenn Eltern unter dem Einfluss von Cannabis (natürlich auch Alkohol), auf ihre Kinder aufpassen. Die verminderte Aufmerksamkeit und verlangsamte Reaktionsfähigkeit können die Sicherheit der Kinder gefährden. Eltern sollten stets nüchtern sein, um ihre Kinder angemessen zu betreuen und zu schützen. Daher ist es notwendig, im Sinne des Wohles der Kinder darauf aufmerksam zu machen.
- Cannabis ist eine Einstiegsdroge.
- Im menschlichen Körper existieren Bindungsstellen für körpereigene Cannabinoide, die sogenannten Cannabisrezeptoren (CB1). Diese CB1-Rezeptoren sind im Gehirn weit verbreitet und haben eine wichtige Aufgabe: Sie halten das Nervensystem im Gleichgewicht. Bei Bedarf werden die CB1-Rezeptoren durch die Freisetzung von körpereigenen Cannabinoiden (Endocannabinoide) aktiviert. Diese aktivierten „CB1 Crew“ reguliert andere Botenstoffsysteme, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. THC, der rauschauslösende Inhaltsstoff von Cannabis, aktiviert ebenfalls die CB1-Rezeptoren. Dies kann zu störenden Effekten führen, da das Nervensystem zuvor nicht aus dem Gleichgewicht geraten war: Euphorie, Entspannung, veränderte Wahrnehmung und Zeitverzerrung sind Auswirkungen davon.
- Erhöhtes Risiko einer Lungenfunktionsstörung und Lungenkrebs.
- Es kann die Herzfrequenz beeinflussen und Herzprobleme verursachen.
Mein Zwiespalt mit Verboten
Einerseits habe ich ein Problem mit Verboten, denn sie erreichen oft nicht das, was eigentlich erreicht werden soll. Je mehr Verbote, desto schwieriger wird es, den Überblick zu behalten. Das ist auch das, was ich den Eltern in meinen Elternworkshops und Beratungen sage. Wenn ein Kind so viele Verbote auferlegt bekommt, weiß es am Ende gar nicht, was es tun darf. Außerdem kann man sich nur schwer entwickeln und entfalten, wenn alles reguliert ist. Trotzdem braucht man immer einen Rahmen, um zu wissen, wie weit man sich bewegen kann, wie ein Wanderer, der eine sichere Abgrenzung und Leitlinie hat.
Wir Menschen brauchen Sicherheit und Rahmen, Regeln bieten sie uns. Dies kann man auch ganz klar bei Kleinkindern sehen, die wenig Struktur, wenig bis kaum Regeln und Ambivalenz der Eltern spüren. Diese Kinder haben auch eine Erwartungsunsicherheit, das heißt, sie wissen weder, was erwartet wird, noch wissen sie, was erlaubt ist oder nicht. Das kann Verwirrung, Angst, Unbehagen und Erstarrung unter anderem bewirken.
Viele Menschen haben ein Problem damit, wenn von oben herab etwas vorgeschrieben wird, was sie nicht verstehen oder nachvollziehen können. Sie fühlen sich eingeengt, ihre Kompetenzen werden abgeschrieben, und ihre Gefühle und Bedürfnisse werden nicht beachtet. Und da kommen noch viele andere Gefühle hoch.
Und damit kommen wir zum Kern des Themas, den Bedürfnissen, sei es Zigaretten, Alkohol, Tabletten, Handysucht, Esssucht, Spielsucht und all die anderen Dinge, von denen Menschen süchtig werden.
Suchtverhalten verhindern
Wo fängt man also an, Dinge zu legalisieren oder zu verbieten? Aus der Forschung wissen wir, dass Menschen, wenn sie eine Sucht bekämpft haben, durch Therapie sehr oft diese Sucht gegen eine andere eintauschen. Vincent Feletti führte die Adverse Childhood Experience Study mit 17.421 Menschen durch. Er arbeitete in einer Klinik für Adipositas, und nicht nur brachen sehr viele seiner PatientInnen ihre Therapie ab, nahmen wieder stark zu oder tauschten das Essen dann zum Beispiel gegen Tabletten oder Alkohol ein. Das bedeutet, dass der Grund, warum überhaupt Suchtverhalten auftrat, anfangs nicht nachhaltig gefunden und bearbeitet wurde.
Anstelle von Verboten, um Kriminalität zu verhindern oder aus anderen Gründen, sollten Entscheidungsträger verstehen, dass man das Problem an der Wurzel behandeln muss. Durch das Aufweichen von Gesetzen oder gar durch das Verstärken von Strafen wird das Problem nicht behoben.
Mehr Wissen aneignen für ein besseres Zusammenleben
Was bedeutet das jetzt? Es ist eigentlich einfach. Man sollte die Gesetze betrachten, die es gibt, und die Probleme, die dadurch gelöst werden sollen, genau unter die Lupe nehmen. Das kann man nur, wenn man interdisziplinäre ExpertInnen zu einer Sache Stellung beziehen lässt. Je mehr Wissen EntscheidungsträgerInnen haben, desto besser können sie Entscheidungen zum Wohle vieler treffen.
„Trefft als Eltern Entscheidungen im vollen Bewusstsein aller möglichen Auswirkungen auf das (er)leben eures (ungeborenen) Kindes und der ganzen Familie.“
Diesen Satz gebe ich Eltern in meinen Workshops und Beratungen mit, aber er gilt für alle Entscheidungsträger, sei es in der Politik oder in Unternehmen. Man muss nur die Wörter „Kind“ und „Eltern“ ersetzen. Denn darum geht es. Aus bestem Wissen und Gewissen sollte man handeln. Wenn man anderen Schaden zufügt, weil man sich nicht richtig informiert hat, sollte man auch die Konsequenzen tragen müssen, wenn herauskommt, dass man sich nicht richtig informiert hat. Immerhin gibt es auch ein Gesetz zur Unterlassung der Hilfeleistung, das besagt: Wer es bei einem Unglücksfall oder einer Gemeingefahr (§ 176) unterlässt, die zur Rettung eines Menschen aus der Gefahr des Todes oder einer beträchtlichen Körperverletzung oder Gesundheitsschädigung offensichtlich erforderliche Hilfe zu leisten.
Es ist völlig okay, seine Meinung zu ändern und etwas zurückzuziehen, wenn man neue Erkenntnisse erlangt. Kein Mensch ist unfehlbar, und kein Mensch kann immer alles wissen, außerdem schreitet die Forschung immer weiter voran. Nur muss man den Willen haben uns sich erkundigen, bei weittragenden Entscheidungen. Ich kann also nur immer wieder appellieren, dass egal um was es geht, man sich wirklich genau informiert und dann wohl überlegt eine Entscheidung trifft, die die Herausforderung an der Wurzel behandelt und man nicht mit der Gießkanne drüber regnen lässt in der Hoffnung etwas kommt irgendwo an.
Wissen bildet, und wenn mehr Achtsamkeit auf die Kindheit gelegt wird und jede Person persönliche Entwicklung betreiben würde, dann hätten wir weit weniger Süchtige, Kranke und Konflikte. Die Kosten für so vieles wären geringer, und der Wunsch nach weniger Arbeit wäre leicht umzusetzen, denn wenn man weniger Ausgaben hat, muss man weniger einnehmen. So einfach ist das eigentlich.
Die nicht so bekannten Gründe, warum Menschen Drogen konsumieren oder süchtig sind
- Menschen mit traumatischen Kindheitserfahrungen greifen eher zu Drogen, siehe ACE Scores.
- In Scared Sick schreibt Robin Karr Morse dass die Sucht, unser Hunger, die Leere mit Essen, Alkohol, Drogen, Glücksspiel, Shoppen etc., zu füllen, Anzeichen sind von Verhaltensstörungen sind die auf frühere Erfahrungen zurück zu führen sind.
- Interessant ist die Beobachtung, dass übergewichtige Menschen, Alkoholiker und Drogenabhängige alle unterdurchschnittliche Dopaminspiegel haben, ein Hormon, das mit Vergnügen verbunden ist und zu Gelüsten beiträgt. (Robin Karr Morse)
- Gabor Mate sagt, dass wir mit Sucht nach Endorphinen in unserem Gehirn suchen. Endorphine sind die Wohlfühl- und Belohnungschemikalien des Gehirns. Sie sind auch die Liebeschemikalien, die uns miteinander verbinden.
- Als Coping Sumstanz (Bewältigungssubstanzen) zählen Nikotin, Drogen oder Alkohol.
- Wenn einer Mutter bei der Geburt Morphin gegeben wurde, haben diese Kinder ein höheres Risiko, drogenabhängig zu werden (sagt unter anderem William Emmerson ).
- Unerwünschte Kinder oder Kinder, bei denen es Abtreibungsversuche gab, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, süchtig zu werden.
Fragen und Gedanken im Zusammenhang mit dem Thema
Ich will immer wissen warum. Ich war schon als Kind so. „Einfach so“ war für mich keine ausreichende Antwort. Deshalb möchte ich hier einige Fragen und Gedanken in den Raum stellen:
- Warum benötigen Menschen Drogen wie Cannabis als Bewältigungssubstanz? Suchen sie nach einem Fluchtweg?
- Können sie mit Stress, Angst oder anderen emotionalen Belastungen nicht umgehen? Haben sie nicht gelernt, sich diesen zu stellen, oder damit umzugehen?
- Was empfindet ein Mensch, der Euphorie, Entspannung und veränderte Wahrnehmung spüren will? Wie schwer fühlt sich sein Leben möglicherweise an?
- Warum möchte ein Mensch Zeitverzerrung erleben? Woher kommt dieses Bedürfnis? Pränatal? Von der Geburt? Von der Kindheit? Oder geht es um das Hier und Jetzt?
- Wenn jemand das Bedürfnis hat sich mit Mitteln zu entspannen, warum hat die Person das Bedürfnis? Warum kann sie sich nicht anders entspannen? Immerhin schaffen es viele ja ohne!
- Was kann die Person sonst tun, um das Verlangen zu stillen, außer mit dieser Droge?
Erst im März hat die Uni Innsbruck einen Bericht veröffentlicht wo es um den Drogenkonsum geht. Mehr zu dem Thema wird es in einem anderen Beitrag von mir gehen.
Die Debatte ist noch nicht vorbei und das Problem wird immer größer auch wenn Wege gesucht werden diese zu vertuschen oder aus einem Problem einfach was legales gemacht wird ohne die Konsequenzen im Auge zu haben. Und die Augen zu verschließen wird gar nichts helfen wie ich auch in meinem Blogartikel Wohin führt uns die Ignoranz verbloggt habe.